Das Gehirn ist ein Muskel, der genauso trainiert werden muss wie der Rest unseres Körpers. In unserem Alltag begegnen uns in der Regel sich wiederholende Momente und Abläufe, die wir längst automatisiert haben. Die Kaffeemaschine befüllen, einen Einkaufszettel schreiben oder Wäsche sortieren, dafür muss unser Gehirn sich nicht mehr sonderlich anstrengen. Die nötigen Informationen dazu hat es längst abgespeichert.
Anders ist es, wenn wir uns außerhalb unserer normalen Wege, die wir mit unserem Geist zurücklegen, befinden. Wenn wir uns mit Dingen beschäftigen, von denen wir noch nie etwas gehört haben, wenn wir zum Beispiel eine fremde Sprache zu verstehen versuchen oder ein System zu durchschauen, was uns fremd ist, kommt unser Gehirn auf Trab und muss sich ganz schön anstrengen. Genau damit können wir erreichen, dass es fit bleibt und uns nicht im Stich lässt.
Doch welche Bereiche des Gehirns werden durch welche Art von Aufgaben besonders aktiviert? Und wie oft müssen wir Gehirnjogging betreiben, um einen Erfolg zu verspüren?
Ein wichtiger Teil unseres Gehirnes beschäftigt sich mit dem logischen Denken. Es hilft uns dabei, ganz einfache Entscheidungen zu treffen, die wir noch nicht mal merken. Wenn wir beispielsweise beim Anziehen unserer Lieblingsschuhe merken, dass wir ein Loch in der Sohle haben, werden wir diese nicht anziehen, weil es draußen regnet – logisch. Unsere Emotionen sagen uns in diesem Augenblick aber bestimmt etwas ganz anderes. Schließlich sind es unsere Lieblingsschuhe und wir würden sie gerne tragen. Dennoch entscheiden wir uns im Alltag unbewusst oft für den logischsten Weg. Und apropos Entscheidungen: im Durchschnitt treffen wir jeden Tag um die 100.000 Entscheidungen, viele davon unbewusst.
Um unser logisches Denken zu trainieren, gibt es einige Möglichkeiten, viele davon spielerisch. Schach beispielsweise, Dame oder Mühle sind sehr logische Spiele. Das Spielprinzip sieht vor, dass wir logisch voraussehen, welche Konsequenzen das Verrücken einer Figur haben kann. Diese klassischen Brettspiele sind also eine gute Möglichkeit, das logische Denken zu trainieren.
Eine typische Aufgabe, die man beispielsweise in Bewerbungsverfahren gestellt bekommt, ist das Vervollständigen von Zahlenreihen. Schauen Sie sich folgendes Beispiel einmal an und überlegen Sie, welche Zahl die nächste sein muss. Die Lösung finden Sie am Ende des Artikels.
Beispielaufgabe Zahlenreihe:
2 3 5 8 12 17 ?
Und wo wir gerade schon bei Zahlen sind: das beliebte Spiel Sudoku oder auch 2048 sind wunderbar logische Zahlenspiele, die Ihnen beim Trainieren helfen können.
Unter assoziativem Denken versteht man die Fähigkeit bereits vorhandene und im Gedächtnis abgespeicherte Informationen mit neuen zu vergleichen und zu verknüpfen. Wir kennen alle die sogenannten Assoziationsketten, bei denen wir von einem Begriff zum nächsten kommen, beispielsweise Sonne – Strand – Sommerferien – Schulbeginn – Zeugnis. Der erste Begriff hat mit dem letzten nichts mehr gemeinsam, der Weg dahin ist allerdings assoziativ. Gespräche übrigens funktionieren ebenfalls nach diesem Prinzip, achten Sie einmal darauf.
Neben diesen losen Assoziationen gibt es auch sogenannte feste Assoziationen. Die sind gesellschaftlich klar definiert und fallen oft in den Bereich der Rituale und Gebräuche, der Gewohnheiten und der gesellschaftlichen Regeln.
Um assoziatives Denken zu trainieren, gibt es einige Übungen, die sie in den Alltag einbauen können. Beim freien Assoziieren, was im beruflichen Kontext gerne auch Brainstorming genannt wird, können einzelne Begriffe oder Ideen miteinander verknüpft werden, oft ergeben sie so plötzlich einen ganz anderen Sinn.
Assoziationsketten wie die oben genannte, bei denen wir vom Begriff “Sonne” zum Begriff “Zeugnis” gekommen sind, können auch als Assoziationsdelta geformt sein, bei dem zu einem Oberbegriff möglichst viele andere Begriffe gefunden werden sollen. Eine besonders spannende Variante ist der Assoziationskreis, bei dem man zum Ausgangswort zurückkehren soll. Versuchen Sie es einmal!
Das kreative Denken
Das kreative Denken fällt vielen von uns sehr schwer. Es geht dabei darum, sich auf Neues einzulassen und unseren oft antrainierten Perfektionismus hinter uns zu lassen. Sich kreativ mit etwas beschäftigen heißt, eigene Ideen mit einfließen zu lassen, und das fernab von logischen, rationalen, vernünftigen Entscheidungen. Beim kreativen Denken kann es wild zugehen, es ist quasi das Gegenteil vom Malen nach Zahlen.
Beispielsweise beim Malen oder dem Schreiben einer Geschichte kommt es nicht darauf an, ob ein Hund wirklich fliegen kann oder ein Baum sprechen, wenn sich das unser Gehirn in einem kreativen Denkprozess ausgedacht hat, dann kann der Hund eben fliegen.
Um das kreative Denken zu trainieren, kann es beispielsweise helfen, einen Notizblock und einen Stift dabei zu haben und wann es immer es möglich ist, ohne groß darüber nachzudenken, Dinge zu notieren oder drauflos zu malen. Eine weitere schöne Übung ist, sich eines der Alltagsgegenstände, die wir jeden Tag sehen, vorzunehmen und sich dafür eine neuen Verwendung auszudenken. Was könnte man mit der Büroklammer sonst noch machen?
Das Denken trainieren
Der kleine Überblick über diese drei Bereiche unseres Gehirns machen gleich zwei Dinge deutlich: Unser Gehirn kann ganz schön viel, und es macht Spaß, diese Fähigkeiten zu trainieren. Besonders im spielerischen Bereich, beim Beantworten von Quizfragen, bei einer Runde Sudoku oder einer Partie Schach kommt unser Gehirn so richtig auf Trab, ohne dass wir merken, dass wir eigentlich gerade Sport betreiben. In diesem Sinne, viel Spaß beim Gehirnjogging!
Die Lösung zur Zahlenreihe : 23