Gabi Fastner ist staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin und arbeitet selbstständig als Referentin für Bewegung. Nachdem sie fast 20 Jahre lang in ihrem eigenen Gymnastikstudio mit allen Altersgruppen im Bereich Gesundheits- und Figursport gearbeitet hat, konzentriert sie sich jetzt mitunter auf Seniorensport. Seit 2006 ist sie zudem auf YouTube tätig und produziert regelmäßig neue Inhalte per Video. Was beim Seniorensport wichtig ist und wie man sich und seine Angehörigen zu mehr Bewegung motivieren kann, haben wir Frau Fastner in einem Interview gefragt.
Wie sind Sie auf Seniorensport im Allgemeinen gekommen?
Seniorensport war ein großer Teil meiner Ausbildung zur staatlich geprüften Gymnastiklehrerin. Viele ältere Patient*innen kommen erst dann zur Bewegung, wenn sie Schmerzen haben, was meistens zu spät ist für präventive Bewegungsmaßnahmen ist. Während jüngere Menschen oft früher auf die Idee kommen, Sport zu treiben, um fit zu bleiben, ist bei älteren Menschen die Hemmschwelle höher. Ich habe mir deshalb zum Ziel gesetzt, diese Hemmschwelle herabzusetzen und den Spaß an der Bewegung zu vermitteln.
Was denken Sie, ist beim Seniorensport besonders wichtig?
Dass es Spaß machen muss! Wenn es auf Anhieb mal nicht klappt, ist das nicht weiter schlimm, denn genau dort setzt das Training schließlich ein. Man muss einfach darauf hinweisen, dass Sport nicht bedeutet perfekt zu sein, sondern dass es wichtig ist, immer weiter an sich zu arbeiten. Zu fordern, aber nicht zu überfordern, ist von besonderer Bedeutung. Körper und Geist werden beim Sport stimuliert, was für eine gleichzeitige Aktivierung von mentalen und körperlichen Fähigkeiten sorgt. Das Ziel ist, viel Bewegung und wenig Belastung zu haben, worauf man wieder auf Forderung vs. Überforderung achten muss. Ich versuche auch, Alltagstipps mitzugeben, die man in den täglichen Ablauf integrieren und so seine Fitness in kleinen Dosen verbessern kann.
Worauf achten Sie beim Erstellen von neuen Inhalten für Ihren YouTube Kanal?
Am Anfang stelle ich mir immer selbst die Frage, wie umsetzbar und machbar die gezeigten Übungen sind. Beispielsweise ist es wichtig, Übungen im Stehen und Sitzen anzubieten, damit Menschen mit motorischen Einschränkungen auch mitmachen können. Auch ist es gut, zu erklären, was genau bei den Bewegungsabläufen trainiert wird und wofür man zum Beispiel die angesprochenen Muskeln benötigt. Der oben bereits genannte Alltagsbezug ist auch hier wichtig, um nicht nur Anreize für einen täglichen Einsatz der Bewegungen zu schaffen, sondern auch neugierig zu machen auf Bewegung.
Wie viel Bewegung pro Tag empfehlen Sie für Senior*innen?
Jeden Tag zehn bis fünfzehn Minuten reichen am Anfang schon aus. Die Regelmäßigkeit bringt den entscheidenden Unterschied zu einer kurzfristigen Bewegungsintensität. Es sollte auf Abwechslung geachtet werden und auf eine erfolgreiche Integration in den Alltag.
Im Rahmen der Kooperation mit Media4Care haben Sie an verschiedenen Kategorien gearbeitet, die sich nun auf dem Tablet finden lassen. Was zeichnet die jeweiligen Kategorien aus?
Definitiv die Vielseitigkeit und Abwechslung. Bei dem Programm ist für jeden etwas dabei, auf motorische Einschränkungen wird Rücksicht genommen. Körper und Geist werden nur gefordert, wenn die Aufgaben auch wachsen, weswegen wir bei der Konzeption darauf geachtet, ein vielseitiges Angebot auf die Beine zu stellen.
Haben Sie Tipps für Anfänger?
Holen Sie sich gerne jemanden dazu! Gemeinsam macht es noch mehr Spaß. Zu Beginn wählen Sie kurze und spaßige Einheiten, die nicht überfordern. Hören Sie vor allem auf Ihre tägliche Verfassung: haben Sie heute mehr Lust auf Spazierengehen, oder möchten Sie lieber etwas für Ihre Arme tun? Nehmen Sie sich wahr und haben Sie Spaß an den Übungen!