Je älter ein Mensch wird, umso mehr stellt er sich die Frage, wie seine Versorgung im Fall eines erhöhten Pflegebedarfs sowie schwindender kognitiver und motorischer Fähigkeiten, abgesichert ist.
Eine repräsentative Umfrage “Meinungspuls Pflege 2018″ der Techniker Krankenkasse (TK), hat ergeben, dass sich die meisten Menschen in Nordrhein-Westfalen, immerhin 82 Prozent, wünschen selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden versorgt zu werden. Die Hälfte kann sich ebenso vorstellen, dass dies ein Angehörigen übernimmt. Ist das auch realistisch? Und was ist, wenn nur das Pflegeheim bleibt?
Ist die Digitalisierung – die Lösung? Alles Fragen, denen wir in diesem Artikel zum Thema Digitale Pflege für Sie auf den Grund gehen.
Die aktuelle Situation in der Pflege ist alarmierend
Kranken- und Altenpfleger*innen sind überlastet. Eine Tatsache, die schon lange bekannt ist, aber durch die Pandemie medial Fahrt aufgenommen hat. Die Realität: Eine dünne Personaldecke, bei weniger Zeit für die einzelnen Patienten und mehr Patienten pro Pflegekraft.
Schaut man sich andere Länder an, wird besonders in Deutschland stark gespart. Muss sich hierzulande eine Pflegekraft um 13 Patienten kümmern (Stand 2017), beträgt das Verhältnis in der Schweiz und in Schweden etwa eins zu acht. In den Niederlanden ist es eins zu sieben.
In der Nachtschicht sieht es noch unzufriedenstellender. Die Gewerkschaft Verdi hat per Stichprobe 2015 ermittelt, dass 17.000 Pflegekräfte bundesweit etwa 324.000 Patienten versorgen mussten. Manchmal arbeiteten sogar zwei von drei Pflegern allein und mussten sich im Schnitt um 26 Patienten kümmern. Auf jeder sechsten Station waren es mehr als 30 Patienten. Und die Situation hat sich leider nicht verbessert.
Ist die Digitalisierung die Chance für die Altenpflege?
Die DAA-Stiftung Bildung und Beruf kam aufgrund ihrer Studie “Digitalisierung und Technisierung der Pflege in Deutschland” zu dem Schluss, dass die Digitalisierung grundsätzlich das Potenzial hat, Pfleger*innen zu entlasten. Durch intelligente Robotik könnte zum Beispiel das Heben und Tragen von Patienten vereinfacht werden. Aber auch sogenannte Transportroboter, die tragende Aufgaben übernehmen, könnten stark entlasten.
Altenpfleger Christian Stockhausen aus Solingen würde, wenn es nach ihm ginge, alles digitalisieren. Aber in der professionellen Pflege, steckt die Digitalisierung teils noch in den Kinderschuhen. Dennoch ist es laut der Techniker Krankenkasse (TK) die Chance Schnittstellenprobleme zu lösen, Effizienzreserven zu heben und Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Deshalb begrüßt die TK das Digitalen-Versorgungs-Gesetz (DVG) und die damit geschaffenen Möglichkeit der Einbindung von Pflegeeinrichtungen in die Telematikinfrastruktur.
Was ist eine Telematikinfrastruktur?
Darunter versteht man die Vernetzung, im Rahmen der digitalen Gesundheitsanwendung, aller Beteiligten im Gesundheitswesen wie Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenkassen.
Zum Beispiel wurde in einigen Region die Elektronische Videosprechstunde (ElVi), bereits eingeführt. Mit dem Ziel, die Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu erleichtern und flexibler zu gestalten. Auch virtuelle Arztvisiten können bereits von Ärzten per (ElVi) durchgeführt werden.
Selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden
Das sogenannte ambient assisted living (AAL) ist der Schlüssel für ein Leben und alt werden in den eigenen vier Wänden. Unzählige kleine digitale Helferlein wurden bereits entwickelt und perfekt auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt.
Immer mit dem Fokus Sicherheit, Komfort, Infotainment und Interaktion zu ermöglichen. Zum Beispiel kommt das Hausnotrufsystem bereits erfolgreich zum Einsatz. Über einen Notrufknopf können Angehörigen oder Pflegekräfte alamiert werden. Diese Systeme werden unter anderem vom Deutschen Roten Kreuz oder den Johannitern angeboten und unter bestimmten Umständen von der Pflegekasse übernommen.
Gute Ambient Assisted Living-Technologien erkennen Sie daran, dass sie sich einfach bedienen lassen und sich diskret in das Leben der pflegebedürftigen Person integrieren.
Auch unser Media4Care Senioren Tablet ist eine solche Unterstützung. Zwar regelt es nicht den Alltag der pflegebedürftigen Person, aber es vereinfacht den wichtigen Kontakt mit der Familie. Das reichhaltige Unterhaltungsangebot und die Vielzahl an Spielen steigert die kognitiven Fähigkeiten und aktiviert Körper sowie Geist.
Bei all den technischen Neuerungen, wie künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik, muss man sich natürlich auch ethische Fragen stellen. „Wir gehen von der zentralen These aus, dass Digitalisierung Pflege in ihren fachlichen und ethischen Standards in besonderer Weise fördern kann“, betonte Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg, Vorsitzender der Achten Altenberichtskommission und Mitglied des Deutschen Ethikrats.
Zudem sagt er, „Die digitale Spaltung muss unbedingt vermieden werden“. Einen Appell, den wir ebenfalls sehr wichtig finden und hoffen, dass auch digitale Pflege bezahlbar wird und bleibt. Aktuell werden Smart-Home-Lösungen noch nicht von den Pflegeversicherung übernommen.
Wagen wir einen Blick zum ältesten Land der Welt — nach Japan.
Andere Länder, andere Sitten, wesentlich mehr ältere Menschen. Ein Viertel der japanischen Bevölkerung ist bereits 65 Jahre oder älter.
Auf einen Senioren oder ein Kind kommen nur noch 1,6 erwerbsfähige Menschen. Das Gesundheits- und Pflegesystem ist mit der Anzahl der hilfsbedürftigen Senioren überfordert. Um diesem demografischen Wandel zu begegnen gibt es in Japan zwei Ansätze. Man versucht die Angestellten länger arbeitsfähig und arbeitstätig und die pensionierte Bevölkerung länger aktiv zu halten. Selbstverständlich für Japaner, gilt es doch als unhöflich, Hilfe ohne Gegenleistung anzunehmen.
Die bekannte Technikaffinität der Asiaten ist hier besonders hilfreich. Der Bauriese Obayashi testete 2016 bereits den sogenannten Exoskelett HAL – einen Anzug, der die Muskeln des Körpers unterstützt und entlastet. “Damit könnte sogar ein 65-Jähriger noch problemlos auf dem Bau arbeiten.”
Was in unserer Vorstellung widerstreben hervorruft, wird in Japan sehr positiv aufgenommen. Über die Hälfte aller Japaner zwischen 65 und 69 ist noch berufstätig. In Europa sind es nur knapp ein Drittel. Somit ist klar, Japan muss sich bereits Themen stellen, die uns noch erspart bleiben, aber wie lange noch? Egal wie man diese Frage beantwortet, Japan ist auf jeden Fall ein Vorreiter mit viel Innovationskraft und Aufgeschlossenheit gegenüber dem Einsatz neuer Technologien zur Mobilisierung von Senioren.
Bedenkt man, dass wir auch in Deutschland einen Wandel erleben, ist es durchaus gut, sich einmal anzuschauen, welche Lösungen das älteste Land der Welt hat.
In unserem nächsten Artikel gehen wir noch einmal genauer darauf ein, wie digitale Pflege in anderen Ländern aussehen kann. Um diesen Artikel zu lesen, klicken Sie hier.
In diesem Sinne bleiben auch Sie flexibel und seien Sie beruhigt, am anderen Ende der Welt gibt es Senioren, die sich genau wie Sie den neuen Herausforderungen stellen, dabei die Grenzen des Alterns verschieben und bis ins hohe Alter aktiv und selbstbestimmt bleiben.