“Lass die Nahrung dein Heilmittel und die Heilmittel deine Nahrung sein.” Empfahl schon Hippokrates in der Antike. Essen ist Medizin. Wer rechtzeitig auf eine gute Ernährung achtet, kann Krankheiten tatsächlich verhindern. Alles Quatsch und in Wirklichkeit eine Frage der Genetik?
Nicht unbedingt. Die Epigenetik besagt, dass Gene in regem Austausch mit der Umwelt stehen. Sie reagieren auf unsere Verhaltensweisen, den individuellen Stresslevel und unsere Ernährung. Einer der renommiertesten Stammzellenforscher Rudolf Jaenisch sagt bereits 2009 in einem Interview, “Was Sie heute Mittag gegessen haben, hat irgendwie seinen Weg zu Ihrem Erbgut gefunden”. Da die Ernährung einen so großen Einfluss hat, wie sieht es da mit Nahrungsergänzungsmitteln aus?
Was sind Nahrungsergänzungsmittel überhaupt?
Nahrungsergänzungsmittel werden in Form von Tabletten, Pulvern, Kapseln oder Flüssigkeiten angeboten und erhalten in Lebensmitteln vorkommende Nährstoffe, jedoch in hochkonzentrierter Form. Außerdem sind die frei verkäuflich, also nicht nur in Apotheken, sondern auch in Supermärkten und Drogeriemärkten erhältlich. Oft in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind beispielsweise:
- Vitamin B12 setzt sich für die Zellteilung, die Bildung der roten Blutkörperchen sowie für die Funktion des Nervensystems ein. Einen erhöhten Bedarf an Vitamin B12 haben Menschen, die Medikamente gegen Magenbeschwerden einnehmen.
- Folsäure senkt zusammen mit den Vitaminen B12 und B6 den Homocystein-Spiegel; ist dieser zu hoch, besteht ein erhöhtes Risiko für Gefäßverkalkung, Schlaganfall und Atherosklerose.
- Magnesium hat einen wichtigen Einfluss auf den Energiestoffwechsel, das Herz-Kreislaufsystem, die Muskelfunktion und die Knochenfestigkeit. Ein Mangel macht sich bemerkbar durch Wadenkrämpfe, Herz-Rhythmusstörungen, Kopfschmerzen oder Schwindel.
- Calcium wirkt sich positiv auf Knochen, Zähne, Nerven-, Herz- und Muskelfunktion aus.
- Das Spurenelement Eisen benötigt der Körper nur in geringen Mengen für die Versorgung mit Sauerstoff und die Stärkung des Immunsystems. Müdigkeit, Schwäche, blasse Haut und eine erhöhte Infektanfälligkeit lassen einen Mangel vermuten.
- Selen stärkt das Immunsystem und schützt vor freien Radikalen.
Zink wirkt sich ebenfalls auf das Immunsystem aus und ist bedeutend für die Wundheilung, die Funktion der Augen, für Geruch und Geschmack sowie für die Insulinproduktion. Einen erhöhten Bedarf haben daher Diabetiker sowie Personen mit akuten oder chronischen Infektionen. Bei Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Depressionen und einer schlechten Wundheilung ist von einem Zinkmangel auszugehen.
Wann sind Nahrungsergänzungsmittel für Senioren sinnvoll?
Für viele Senioren ist es zunehmend schwieriger, sich ausgewogen zu ernähren. Gründe dafür gibt es viele. Zum Beispiel nimmt das Hunger- und Durstgefühl im Alter ab. Besonders bei dementen Personen ist dies der Fall. Zumal es bei Menschen mit Demenz zu einem erhöhtem Bewegungsdrang kommt und der Energiebedarf entsprechend steigt. Zudem sorgt eine geringe Darmtätigkeit dafür, dass weniger Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente aufgenommen werden.
Hier können Nahrungsergänzungsmittel durchaus sinnvoll sein, um eine Unterversorgung zu verhindern. Eine Absprache mit Ihrem Arzt ist aber in jedem Fall zu empfehlen. Leider nehmen 54 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer Jahre Nahrungsergänzungsmittel auf Verdacht ein.
Eine hoher Anteil auch überdosiert: bei 20 Prozent der weiblichen und 33 Prozent der männlichen Teilnehmer, die regelmäßig Magnesium einnehmen, war die Tagesdosis zu hoch. Häufig haben Senioren einen nachweislichen Mangel an Vitamin D, Vitamin B12 und Folsäure, sowie an Mineralstoffen wie Magnesium und Calcium sowie den Spurenelementen Eisen, Selen und Zink.
90 Prozent der benötigten Vitamin D Dosis bildet sich unter Einfluss der UVB-Strahlung des Sonnenlichts in der Haut. Da die Fähigkeit der Haut im Alter abnimmt, ist es ratsam, täglich gezielt für 20 bis 30 Minuten an der frischen Luft aufzuhalten und auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen. Fragen Sie hier auch Ihren Arzt und lassen Sie sich ausführlich untersuchen und beraten.
Gibt es Nebenwirkungen und können sie schädlich sein?
Zu beachten ist, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht als Arzneimittel gelten und somit auch nicht so strengen Kontrollen und Auflagen unterliegen. Die Kontrolle über die Zusammensetzung, Dosierung und Sicherheit unterliegt primär dem Hersteller und in nächster Instanz dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
Oft sind die Vitamine in den Mitteln sehr hoch dosiert, was bei manchen Menschen zu Erbrechen oder Durchfall führen kann. Weitere Informationen und hilfreiche Tipps finden Sie auf der Website der Verbraucherzentrale.
Die Pro und Contra Liste – was spricht für und gegen Nahrungsergänzungsmittel für Senioren?
Prinzipiell sind Nahrungsergänzungsmittel nicht essentiell für einen gesunden Lebensstil. Im Alter wird es aber, wie schon oben erwähnt, immer schwieriger, sich mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Ein verantwortungsvoller und gemäßigter Umgang mit Ergänzungsmitteln kann deswegen durchaus dabei helfen, weiterhin alle Vitamine und Spurenelemente zu erhalten.
Die Einnahme etwaiger Mittel sollte jedoch zuvor mit den Angehörigen abgesprochen und eventuell auch in einem ärztlichen Gespräch geklärt werden. Wichtig ist, darauf zu achten, dass die Dosierung bzw. die Einnahmefrequenz nicht zu hoch ist.