Pflegekrise: AOK fordert radikale Reformen und mehr Eigeninitiative
AOK positioniert sich zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung
Die Herausforderungen für die Soziale Pflegeversicherung (SPV) nehmen zu: Immer mehr Pflegebedürftige, ein hartnäckiger Fachkräfteengpass, anstrengende Arbeitsbedingungen. Angesichts dieser Lage hat der AOK Bundesverband ein Positionspapier zur Weiterentwicklung der Pflege veröffentlicht. Der Fokus liegt auf grundlegenden Strukturreformen mit dem Ziel, die Pflege vor Ort zu stärken und sie bedarfsorientierter und effektiver zu gestalten.
Priorisierung der Pflege vor Ort
„Die Pflege findet vor Ort statt. Das ist der Leitgedanke unseres Positionspapiers”, erklärt Dr. Carola Reimann, Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Vor diesem Hintergrund fordert die AOK die Stärkung der lokalen Versorgungsstrukturen und die systematische Etablierung von Caring Communities.
Neudenken der Pflegeversorgung
Die AOK fordert ein Umdenken der Versorgung pflegebedürftiger Menschen vor Ort. Dazu tragen innovative Wohnformen und der gezielte Aufbau von zuverlässigen Unterstützungsnetzwerken bei, die aus Familienmitgliedern, Ehrenamtlichen und Akteuren der Gesundheits- und Pflegeversorgung bestehen.
Flexibilisierung des Leistungsrechts und Aufhebung der Sektorengrenzen
Um die Eigeninitiative der Pflegebedürftigen zu stärken, schlägt die AOK eine Flexibilisierung des Leistungsrechts vor. Die bisherigen Leistungsansprüche sollen in ein Basisbudget und ein Sachleistungsbudget zusammengefasst werden. Dieses soll unabhängig vom Ort der Leistungserbringung genutzt werden können. Dazu fordert die AOK die Aufhebung der Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Pflege.
Prävention und Selbstbestimmtheit
Das Positionspapier hebt auch die Notwendigkeit verstärkter Präventionsmaßnahmen sowohl vor als auch bei bereits eingetretener Pflegebedürftigkeit hervor. Die AOK schlägt unter anderem vor, die Kurzzeitpflege in einen Vollleistungsanspruch im Sinne einer ressourcenorientierten pflegerisch-therapeutischen Präventionspflege umzuwandeln. Zudem sollen evidenzbasierte digitale Unterstützungsangebote dazu beitragen, dass Menschen länger zu Hause leben können.
Finanzierung der Pflege
Um das bestehende Leistungsniveau im Teilleistungssystem der SPV beizubehalten, spricht sich die AOK für einen Mischfonds aus. Es soll ein dynamischer Bundesbeitrag eingeführt werden, insbesondere für Rentenversicherungsbeiträge von pflegenden Angehörigen und für Ausbildungskosten von Pflegepersonal. Darüber hinaus fordert die AOK die kontinuierliche Anpassung der Teilleistungen der SPV und den Ausbau des Pflegevorsorgefonds.
Das gesamte Positionspapier und weitere Details zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung finden Sie unter https://www.aok.de/pp/bv/pm/positionspapier-weiterentwicklung-pflege/.