Senior Blogger, Silver Surfer, digital Senior – wieso gibt es diese Begriffe eigentlich? Wahrscheinlich, weil es immer noch etwas besonderes ist, wenn Menschen im höheren Alter in der digitalen Welt aktiv unterwegs sind. Das liegt sicher nicht daran, dass sie nichts mehr zu sagen hätten, was sie beispielsweise auf einem Blog veröffentlichen könnten, sondern eher an den fehlenden technischen Kenntnissen. Doch das muss nicht so sein und auch nicht so bleiben!
Zu diesem Thema haben wir mit dem “Senior Blogger” Jürgen Busch gesprochen.
Jürgen Busch, 75 Jahre alt, betreibt das Inspirations-Portal grossvater.de mit dem Ziel, andere Opas anzuregen sich noch ideenreicher und kreativer mit den Enkelkindern zu beschäftigen. Er selbst hat fünf Enkelkinder, mit denen er immer wieder neue gemeinsame Aktionen startet. Selbst das Backen, welches er vor seiner Großvaterschaft nie praktiziert hat, bereitet ihm nun im Zusammenspiel mit seinen Enkeln viel Freude. Damit auch die Omas nicht zu kurz kommen, hat er zusammen mit Silke Schröckert von Enkelkind.de den Blog Hallo-Oma.de geschaffen.
Herr Busch, was ist Ihr persönlicher Hintergrund?
Ich habe schon seit vielen Jahren eine persönliche Affinität zu allem, was mit Automatisierung und Informationstechnik zu tun hat. Schon in der Ausbildung und dann auch später als Berufstätiger habe ich mich damit befasst. Außerdem – mit einer großen Familie mit drei Kindern und fünf Enkelkindern im Alter von wenigen Monaten bis zu sieben Jahren, die zum Teil in der Nähe, zum Teil aber auch sehr weit weg in München wohnen, war ich gezwungen, mich mit digitalen Kommunikationsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. So sind wir jederzeit in Verbindung geblieben und sind es immer noch, wenn wir uns nicht direkt treffen können. Nicht zuletzt hat das Internet für mich eine weitere Bedeutung: Als unsere Kinder studierten, suchten wir nach Nebeneinkünften zur Finanzierung des jeweiligen Studiums. Die Projekte Lektorat.de und Erfolg-als-Freiberufler.de haben wir in der Familie entwickelt und bis zu ihrem Verkauf erfolgreich betrieben.
Wie kam es zur Idee für Ihren Blog Grossvater.de? Und wie haben Sie sich technischen Fähigkeiten zur Erstellung des Blogs erworben?
Unsere Enkelkinder erwarten bei jedem Besuch, dass wir etwas mit ihnen unternehmen. Es geht um das gemeinsame Backen und Kochen, um Spiele drinnen und draußen, um das Basteln und Werken. So manches Mal war ich mit meinem Latein am Ende und hatte keine Idee mehr! Ich war glücklich, wenn ich auf neue Anregungen stieß und genau diese will ich auch anderen Opas zur Seite stellen. Vielleicht hat ja auch der eine oder andere selbst tolle Ideen, um andere Opas zu motivieren. Aus diesen Gedanken war der Blog entstanden, in dem ich über Freizeitideen mit und für Enkelkinder schreibe. Und Programmierkenntnisse sind dafür nicht erforderlich! Ein bisschen IT-Affinität und einige SEO-Kenntnisse, die ich mir durch die früheren Internetprojekte erworben hatte, sind ausreichend, damit die Informationen bei Google sichtbar werden.
Stellt die fortschreitende Digitalisierung Sie in manchen Bereichen vor Herausforderungen?
Normalerweise nicht, aber manche Sachen sind auch für mich völlig neu. Ein Beispiel: Wer bei der KfW einen Antrag stellen möchte, muss sich dem PostIdent-Verfahren unterziehen. Da geht nicht mehr über das klassische Ausweisen in der Postfiliale, sondern über eine App. Dort muss der Personalausweis in die Kamera gehalten werden, sodass das Hologramm im Wasserzeichen sichtbar wird. Eine echte Herausforderung mit der Mac-Kamera, die auf Anhieb schief lief. Licht und Pixel waren nicht ausreichend. Aber auch diese Herausforderung ließ sich meistern! Daher der Tipp an alle, die vor solchen Herausforderungen stehen: Bloß nicht verzweifeln, sondern Hilfe holen und mutig neue (digitale) Wege gehen. Meist klappt es dann schon. Irgendwie zumindest.
Wo sehen Sie Chancen und Risiken der Digitalisierung?
Chancen sehe ich vor allem in der Reichweite, die dank der Digitalisierung erreicht werden kann. Hier kann ein Ladengeschäft niemals mithalten! Die Zielgruppe wird damit größer, außerdem kann sie individueller angesprochen werden. Jeder Opa kann die Geschenke für seine Enkel von der Couch aus aussuchen und findet auch perfekt maßgeschneiderte Dinge. Das Risiko ist allerdings, dass die Digitalisierung für viele Senioren eine gewisse Vereinsamung darstellt, sie treffen sich nicht mehr zufällig beim Bummeln in der Stadt. Viele fühlen sich überfordert und haben Probleme damit, die technischen Möglichkeiten zu nutzen. Teilweise sogar Angst und die vielen Meldungen über Betrugsversuche im Internet bestätigen die Menschen dann in ihren Befürchtungen.
Welchen Tipp haben Sie für Senioren, die sich gerne im digitalen Bereich fortbilden wollen?
Keine Angst vor neuen Herausforderungen und vor der Technik haben! Online Schulungen und Ratgeberseiten sind hier besonders hilfreich, um erste Erfahrungen mit den digitalen Möglichkeiten zu machen. Wissen bringt Sicherheit und Übung macht den Meister! Daher: Unbedingt so viel lernen, wie möglich und das Erlernte anwenden.
Wir danken Herrn Busch herzlich dafür, dass er sich Zeit für die Beantwortung unserer Fragen genommen hat und freuen uns sehr ihn als Kooperationspartner begrüßen zu dürfen. Auf seiner Seite grossvater.de hat er das Senioren Tablet von Media4Care, zuvor von ihm persönlich getestet, in einem sehr schönen und informativen Beitrag vorgestellt.
Das Internet und die Digitalisierung können also auch für erfahrene “Silver Surfer” (und sicherlich nicht nur für diese…) die ein oder andere Herausforderung darstellen, doch wir glauben fest daran, dass auch diese Hürden überwunden werden können. Das Senioren Tablet kann und soll besonders für Einsteiger eine Erleichterung in der häufig unübersichtlich digitalen Welt sein.